27.2.2018 Equal Pay Day – Tag für Einkommensgerechtigkeit in Österreich
Ungebrochen sind die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern – ungebrochen sind die Diskussionen über Berechnungsmethoden. Bei emotionalen Themen werden Fakten gerne vereinfacht oder über einen Kamm geschoren – dabei wird das eigentliche Anliegen nicht selten überdeckt. Denn obwohl Statistiken, Datenmaterialien und Auswertungsmethoden ständig verfeinert werden, der einzige Erkenntnisgewinn der „zählt“ ist der in den Köpfen aller – und dessen Umsetzung in der Entlohnungspraxis von Unternehmen, Behörden und … ja, auch der eigenen Praxis.
Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen im Durchschnitt 15,9% weniger als Männer.*)
Sie sind Vollzeit-Angestellte in Österreich?
Dann verdienen Sie in einem Jahr durchschnittlich 32,5% weniger als angestellte Männer.
Sie sind nicht das ganze Jahr über oder nur Teilzeit angestellt?
Dann gehören Sie zu den rund 1,1 Millionen unselbständig erwerbstätig angestellten Frauen, deren jährlicher Einkommensnachteil gegenüber allen unselbständig erwerbstätig angestellten Männern rund 48% beträgt.
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren und Vermutungen warum Frauen weniger verdienen. Angeblich verhandeln sie „kaum“ über ihr Gehalt, geben sich „naturgemäß“ mit weniger zufrieden oder arbeiten so viel unbezahlt, dass die Zeit für bezahlte Arbeit nicht mehr reicht.
Was sagen Frauen selbst dazu? Es braucht mehr Transparenz und Information, sogar einen Kulturwandel hin zu einer Gesellschaft und Wirtschaftspraxis, die entweder gleichstellungsbewusst und nichtdiskriminierend mit Entlohnungssystemen umgeht – oder einfach offen über Gehälter spricht. Eine öffentliche Diskussion in der auf den gesellschaftlichen Wert der Arbeit fokussiert wird und in der Lösungen für Ungerechtigkeiten gesucht und gefunden werden. Wer ist dafür zuständig?
Equal Pay ist essentiell für unsere Gesellschaft – und damit für uns alle. Die Arbeit von Frauen gleichwertig zu beurteilen und zu entlohnen ist nicht nur ein Schritt in Richtung Gleichstellung sondern v.a. ein wesentlicher Schritt in ein modernes, nachhaltiges Wirtschaften.
Die Berechnung des Equal Pay Day basiert auf validen Zahlen. Die Einkommensunterschiede zeigen, dass Ungleichheit herrscht – doch sie zeigen auch, dass Einkommensgerechtigkeit – sofern sie bewusst angestrebt wird – möglich ist. Denn die Republik Österreich als Arbeitgeberin hat es geschafft die Gehaltslücke bei den Beamtinnen und Beamten zu schließen. Kann der Staat ein Vorbild für Unternehmen sein?
Am diesjährigen Equal Pay Day fragen wir daher auch:
Welcher Tag soll unser aller EPD sein?
Mag. Christa Kirchmair, Equal Pay Day Beauftragte
Immediate Past President of the Austrian Federation of BPW 2013-2017
Representative to the UN of the International Federation of Business & Professional Women
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*Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Lohnsteuerdaten – Sozialstatistische Auswertungen. Erstellt am 20.12.2017. 1) Bruttojahresbezüge gemäß § 25 Einkommensteuergesetz. – 2) Ohne Lehrlinge. – 3) Inklusive Teilzeitbeschäftigte und nichtganzjährig Beschäftigte.